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Steuern und Abgaben in den Niederlanden – alles, was Sie wissen müssen

2. März 2022
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Es war zwar erst eine weltweite Pandemie erforderlich, aber nun hat die Umstellung auf die Arbeit im Homeoffice endgültig volle Fahrt aufgenommen. Arbeitgeber erkennen allmählich die Vorteile des „Arbeitens auf jede Art“, wie höhere Produktivität, weniger Fehlzeiten und eine viel größere Auswahl an Kandidat:innen. 
Für weltweite Arbeitgeber bedeutet das, dass die Niederlande ein Wachstumspotenzial bieten könnten, das sie bisher noch nicht genutzt haben. 

Warum Personal in den Niederlanden einstellen? 

Das kleine Land bietet ein – oftmals unterschätztes – großes Potenzial an hochqualifizierten Arbeitskräften. Arbeitskräfte in den Niederlanden gelten als:
  • Gut ausgebildet: Laut OECD verfügen 78 % der Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter (25 bis 64 Jahre) über einen höheren Bildungsabschluss nach beendeter Schulausbildung. Dies wird auch dadurch untermauert, dass sowohl die Testergebnisse als auch die Beschäftigungsquote in den Niederlanden höher als der OECD-Durchschnitt sind.
  • Produktiv: In einer Studie aus dem Jahr 2019 in 180 Ländern wiesen die Niederlande die zweithöchste Produktivität der Welt auf. 
  • Sprachbegabt: Englisch ist die internationale Wirtschaftssprache und die meisten Menschen in den Niederlanden sprechen fließend Englisch als Zweitsprache. Unter 112 Ländern nehmen sie in dieser Hinsicht den 1. Platz ein. 
  • Glücklich: Der 2020 World Happiness Report stuft die Niederlande unter den glücklichsten Ländern der Welt auf Platz 6 ein. Die Menschen in den Niederlanden zeichnen sich durch einen starken Gemeinschaftssinn und ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl aus. Die Work-Life-Balance ist gut. Erst langsam setzt sich weltweit die Erkenntnis durch, dass glückliche Menschen produktive Menschen sind. 
Es gibt jedoch ein paar logistische Hindernisse, die Sie überwinden müssen, bevor Sie damit beginnen können, Arbeitskräfte in den Niederlanden zu rekrutieren. 
Die größte Hürde sind Steuern und Sozialabgaben. Sehen wir uns also genauer an, was Sie wissen müssen, damit Sie auf diesem Gebiet keine Fehler machen.

Steuer- und Abgabearten in den Niederlanden 

Steuern und Abgaben, also der Betrag, den Sie vom Lohn oder Gehalt Ihrer Beschäftigten einbehalten und abführen müssen, fallen in drei Kategorien:
  1. Lohnsteuer
  2. Sozialbeiträge
  3. Krankenversicherungsbeiträge

Lohnsteuer 

Lohnsteuer in den Niederlanden unterliegt der Progression. Laut Stand 2022 beginnt der Steuersatz für kleine Einkommen bei 2,3 % und steigt für Spitzenverdiener auf 52 %.  Die Lohnsteuer in den Niederlanden ist die höchste der Welt. Weil damit aber viele nützliche Sozialprogramme finanziert werden, akzeptieren die Niederländer diese Abgaben. 

Sozialbeiträge 

In den Niederlanden werden über das Sozialversicherungssystem Zahlungen für vorübergehende Arbeitslosigkeit sowie für Altersrente, Krankengeld und Erwerbsunfähigkeit finanziert.  
Diese Mittel werden auf zwei unterschiedliche Sozialversicherungstöpfe für zeitlich begrenzte und dauerhafte Leistungen aufgeteilt. Die Sätze variieren und werden zweimal pro Kalenderjahr von der niederländischen Steuer- und Zollverwaltung überprüft und neu festgelegt. 
  1. Arbeitslosenbeiträge: Verpflichtend für alle Arbeitnehmer:innen. Hiermit werden Leistungen im Falle einer vorübergehenden Arbeitslosigkeit finanziert.
  2. Beiträge zur nationalen Versicherung: Verpflichtend für alle Personen, die dauerhaft in den Niederlanden leben und arbeiten. Hiermit werden Sozialversicherungsleistungen, z. B. Erwerbsunfähigkeits- oder Altersrente, finanziert. 
Derzeit (Stand: erste Jahreshälfte 2022)  beträgt die Höhe der Sozialbeiträge für EU-Bürger:innen, die dauerhaft in den Niederlanden arbeiten, 27,65 %. Damit sind Beiträge zur Alters- und Hinterbliebenenversicherung sowie zur langfristigen Erwerbsunfähigkeitsversicherung abgedeckt.
Die Menschen in Europa sind zwischen den EU-Mitgliedstaaten sehr mobil. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Arbeitnehmer:innen in mehr als einem Land beschäftigt sind oder zeitlich begrenzte Arbeitsverhältnisse in unterschiedlichen Ländern eingehen. Das macht es manchmal etwas schwierig festzustellen, wer für die Sozialversicherung verantwortlich ist.
In diesem Fall gilt standardmäßig der Versicherungsschutz des Heimatlandes der EU-Bürger:innen, die vorübergehend in den Niederlanden arbeiten. Wird das Arbeitsverhältnis unbefristet oder arbeiten Beschäftigte in mehr als zwei Mitgliedsstaaten, müssen ein paar Bedingungen erfüllt sein, damit sich daran nichts ändert:
  • Mindestens 25 % der Zeit muss im Heimatland gearbeitet werden
  • Mindestens 25 % der Leistungen müssen im Heimatland erbracht werden
  • Mindestens 25 % des Einkommens müssen aus dem Heimatland bezogen werden
Sind diese Bedingungen nicht erfüllt, kann es passieren, dass in den Niederlanden Sozialabgaben fällig werden. Das bedeutet, dass eine Zeitarbeitskraft, die zuvor nur Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zahlen musste, nun auch noch Beiträge zur nationalen Versicherung leisten muss. 
Es kann kompliziert werden, wenn man bei der nationalen Versicherung keine Fehler machen möchte, insbesondere im Hinblick auf Beschäftigungsstatus, Wohnsitz und häufige Änderungen der Beitragssätze.

Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung 

Zusätzlich zu den Arbeitnehmerbeiträgen muss Ihr Unternehmen in gleichem Umfang Beiträge zum Sozialversicherungsfonds der Niederlande zahlen. Auch wenn diese Position nicht auf der Gehaltsabrechnung Ihrer Beschäftigten erscheint, gehen diese beiden Dinge Hand in Hand.
Hier ein paar kurze Informationen dazu, was Sie erwartet:
  • Arbeitslosenversicherung: Variiert von 2,94 % bis 7,94 %, je nach Vertragsdauer, und ist für alle Arbeitnehmer:innen unabhängig vom Wohnsitz verpflichtend
  • Erwerbsunfähigkeitsversicherung: Verpflichtend für Personen mit Wohnsitz in den Niederlanden, aktuell 8,55 % für allgemeine Berufe
  • Kindergeld: Verpflichtend für Personen mit Wohnsitz in den Niederlanden, aktuell 0,5 %
Die Beitragssätze können sich ändern und es gibt einige kleine Unterschiede für Branchen mit hohem Risiko. Für die Arbeitgeberbeiträge gilt eine Beitragsbemessungsgrenze, die bei einem Arbeitnehmergehalt von 57.232 Euro liegt. Das bedeutet, dass es eine Höchstgrenze für Gutverdiener gibt, bis zu der Sie zahlen müssen. 

Krankenversicherung 

In den Niederlanden gibt es eine private Pflichtkrankenversicherung. Damit haben die Niederländer:innen eine gewisse Freiheit bei der Wahl ihrer Gesundheitsdienstleister, das System verursacht jedoch zusätzlichen Verwaltungsaufwand für die Arbeitgeber. 
Sie müssen die monatlichen Beiträge von Ihren Lohn- und Gehaltszahlungen einbehalten und an die entsprechenden Versicherer weiterleiten. Darüber hinaus werden Sie mit dem niederländischen Zentralverwaltungsamt (CAK) zu tun haben, beispielsweise in folgenden Angelegenheiten:
  • Dokumentation des Versicherungsnachweises
  • Lohnpfändung zur Zahlung von Geldstrafen
  • Automatische Registrierung und Zahlungen an das CAK für nicht versicherte Arbeitnehmer:innen
Das niederländische Gesundheitssystem akzeptiert keine ausländischen Versicherungen, so dass alle Arbeitnehmer:innen in den Niederlanden zumindest eine Grundversicherung abschließen müssen. In der Regel gibt es für Neuankömmlinge eine Übergangsfrist von vier Monaten, um sich bei der niederländischen Krankenversicherung anzumelden. Danach wird Sie das CAK piesacken, bis der/die Arbeitnehmer:in endlich versichert ist. 

Das Fazit zu Steuern und Abgaben in den Niederlanden 

In jedem Land müssen Sie sich mit Steuern und Abgaben befassen. Egal, wo Sie Steuern und Abgaben abführen müssen – manchmal kann es schwierig sein zu erkennen, wer welche Zahlungen zu leisten hat. 
Zum Glück folgen die Steuern und Abgaben in den Niederlanden einer bekannten Struktur. 
Die Arbeitgeber sind für die Berechnung und Abführung von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen im Rahmen der Lohn- und Gehaltsabrechnung zuständig. Die abzuführenden Beträge umfassen Zahlungen für die Lohnsteuer, die Sozialversicherungsbeiträge und die private Pflichtkrankenversicherung. 
Herauszufinden, wer als Einwohner:in der Niederlande zählt und wie hoch der abzuführende Betrag ist, kann kompliziert sein. Der ganze Aufwand kann sich aber lohnen, um dadurch Zugang zu einigen der talentiertesten und produktivsten Arbeitskräfte im weltweiten Talentpool zu bekommen.
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